Was bedeutet Selbstmitgefühl?
Genau wie Selbstakzeptanz oder Selbstliebe scheint Selbstmitgefühl noch immer ein recht unlebendiger Begriff zu sein. Er wird zwar oft verwendet, ist aber für viele Menschen noch sehr weit weg vom eigenen Empfinden. Du hast schon öfter von Selbstmitgefühl gehört, weißt aber noch nicht genau, was das bedeutet oder wie es sich anfühlt? Dann lass uns das Selbstmitgefühl jetzt genauer anschauen.
Selbstmitgefühl ist die Fähigkeit, dir selbst gegenüber freundlich, verständnisvoll und mitfühlend zu sein. Und zwar insbesondere dann, wenn du gerade Zeiten durchlebst, die von Schwierigkeiten, Fehlern oder Leiden geprägt sind.
Mitfühlend dir selbst gegenüber zu sein, bedeutet, dass du bewusst wahrnimmst und akzeptierst, was jetzt in diesem Moment gerade in dir vorgeht, ohne es zu bewerten oder zu beurteilen. Du erkennst an, dass Leiden und Schwierigkeiten ein natürlicher Teil der menschlichen Erfahrung sind und weißt, dass das jeder von uns erlebt. Wichtig ist, dass du freundlich dir selbst gegenüber bist. Das heißt vor allem, du gehst mit dir selbst auf eine Weise um, die von Verständnis, Güte und Mitgefühl geprägt ist, anstatt Selbstkritik, Scham und Selbstvorwürfe. Du schenkst dir also die gleiche Art von Aufmerksamkeit, die du in einer ähnlichen Situation auch einem geliebten Menschen geben würdest.
Warum ist Selbstmitgefühl so wichtig?
Gerade in schwierigen Zeiten neigen wir häufig dazu, sehr hart zu uns selbst zu sein, dabei bräuchten wir genau dann am dringendsten ein paar liebevolle Worte oder etwas, das uns aufmuntert. Selbstmitgefühl hilft dir, dich selbst zu akzeptieren – mit all deinen Fehlern und Unvollkommenheiten, Schwierigkeiten anzunehmen und dich dabei liebevoll zu behandeln.
3 gute Gründe, warum es sich lohnt, mehr Selbstmitgefühl zu entwickeln
1. Reduktion von Angst und Stress
Selbstmitgefühl kann dazu beitragen, Stress und Angst zu reduzieren, indem es dir erlaubt, deine Emotionen auf eine gesunde Art und Weise zu akzeptieren und zu verarbeiten. Anstatt dich selbst zu kritisieren oder dich als schwach oder unzulänglich zu betrachten, kannst du dich selbst liebevoll annehmen und dich auf deine Bedürfnisse konzentrieren.
2. Erhöhung von Resilienz und Selbstvertrauen
Selbstmitgefühl kann dir helfen, widerstandsfähiger gegen schwierige Situationen zu sein und dein Selbstvertrauen zu stärken. Indem du dich selbst akzeptierst und dich freundlich behandelst, kannst du dich selbst ermutigen und dich selbst wieder aufbauen, wenn du mal fällst.
3. Verbesserung von Beziehungen
Mitfühlend mit dir selbst zu sein, kann auch dazu beitragen, deine Beziehungen zu anderen Menschen zu verbessern, indem es dir erlaubt, dich selbst zu akzeptieren und dich selbst zu lieben. Wenn du dich selbst mitfühlend behandelst, bist du auch eher in der Lage, andere mitfühlend zu behandeln und deinen Mitmenschen gegenüber verständnisvoller und toleranter zu sein.
Wie kannst du Selbstmitgefühl üben?
Das Üben von Selbstmitgefühl erfordert Zeit und Geduld. Da es aber eine so wertvolle Ressource für unser seelisches Wohlbefinden und unsere mentale Gesundheit ist, lohnt es sich auf jeden Fall dran zu bleiben.
Folgende Schritte können dir auf dem Weg zu mehr Selbstmitgefühl helfen:
1. Verstehe, was Selbstmitgefühl bedeutet
Selbstmitgefühl bedeutet, dass du dich selbst so behandelst, wie du es mit einem guten Freund tun würdest. Es geht darum, dich selbst zu akzeptieren, dich nicht zu verurteilen und dich selbst mit Wärme und Freundlichkeit zu behandeln.
2. Erkenne deine eigenen Bedürfnisse und Gefühle
Erkenne deine eigenen Bedürfnisse und Gefühle: Selbstmitgefühl erfordert, dass du auf deine eigenen Bedürfnisse und Gefühle achtest. Nimm dir Zeit, um dich zu fragen, was du brauchst, und sei ehrlich zu dir selbst darüber, wie du dich fühlst.
3. Praktiziere Selbstakzeptanz
Akzeptiere dich selbst, wie du bist, mit all deinen Fehlern und Unvollkommenheiten. Versuche, dich selbst nicht zu beurteilen oder zu kritisieren, sondern erkenne an, dass jeder Mensch Fehler macht und dass das völlig in Ordnung ist.
4. Sei freundlich zu dir selbst
Sprich mit dir selbst wie mit einem guten Freund. Verwende liebevolle Worte und positive Selbstgespräche. Sei einfühlsam und geduldig mit dir selbst, und erlaube dir, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen.
5. Praktiziere Achtsamkeit
Versuche, achtsamer zu sein, wenn es um deine Gedanken und Gefühle geht. Sei dir bewusst, wenn du negative Selbstgespräche oder kritische Gedanken hast, und versuche, diese durch positive Selbstgespräche zu ersetzen.
6. Übe regelmäßig
Selbstmitgefühl erfordert regelmäßige Übung, um zu einer Gewohnheit zu werden. Nimm dir Zeit für dich selbst und setze dich bewusst mit deinen Gefühlen und Bedürfnissen auseinander.
7. Erkenne den Unterschied zwischen Selbstmitgefühl und Selbstmitleid
Selbstmitgefühl bedeutet nicht, dass du dich selbst bemitleidest oder negative Gedanken und Gefühle ignorierst. Es geht darum, dich selbst mitfühlender zu behandeln, indem du Verständnis und Akzeptanz für dich selbst zeigst und positive Selbstgespräche führst.
8. Schaffe Zeit für Selbstfürsorge
Sich Zeit für sich selbst zu nehmen und für die eigenen Bedürfnisse zu sorgen, ist ein wichtiger Aspekt von Selbstmitgefühl. Pflege dich selbst, indem du dich zum Beispiel mit einer Tasse Tee hinsetzt, ein Bad nimmst, Yoga praktizierst oder ein Buch liest.
9. Geh liebevoll mit dir um, gerade wenn es schwierig ist
Wenn du dich gestresst, überfordert oder unglücklich fühlst, versuche, mitfühlend mit dir selbst zu sein. Sage dir selbst liebevolle Worte und gib dir selbst Zeit, um dich zu erholen und zu regenerieren.
10. Erkenne deine eigene Fehlbarkeit an
Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass du ein Mensch bist und dass du nicht perfekt sein musst. Jeder macht Fehler, und das ist in Ordnung. Versuche, dich selbst mit den gleichen Maßstäben zu messen, die du auch für andere Menschen anlegst.
11. Praktiziere Dankbarkeit
Dankbarkeit kann helfen, das Gefühl von Selbstmitgefühl zu stärken. Versuche, dankbar für das zu sein, was du hast und die Erfahrungen, die du gemacht hast. Dies kann helfen, negative Gedanken und Gefühle zu reduzieren und das Wohlbefinden zu steigern.
12. Hab Geduld mit dir
Sei geduldig mit dir selbst und erkenne an, dass es normal ist, Rückschläge und Herausforderungen zu haben. Akzeptiere, dass das Üben von Selbstmitgefühl ein fortlaufender Prozess ist, der Zeit und Engagement erfordert.
Und jetzt?
Eventuell zeigen dir diese diese Punkte auf, wie wenig Mitgefühl bisher in der Beziehung zu dir selbst stattfindet. Vielleicht merkst du gerade, wie hart und unsanft du bisher mit dir umgegangen bist. Oder du siehst jetzt wie sehr du dich manchmal selbst verurteilt hast für Dinge, die noch nicht so gut liefen.
Der erste Schritt kann sein, es genau jetzt anders zu machen. Erkenne an, dass du bisher noch nicht so gut darin warst, mitfühlend mit dir umzugehen. Vielleicht möchtest du dir überlegen, wie du in Zukunft besser mit dir umgehen kannst. Schreib dir gerne ein paar Punkte raus.
Und wie gesagt, sei geduldig mit dir! Diese Härte gegen dich hat sich über Jahre, vielleicht Jahrzehnte aufgebaut. Jetzt braucht es auch ein bisschen Zeit, um das Selbstmitgefühl in einem Leben zu etablieren.
Du kommst auch mit den Tipps alleine nicht weiter? Dann kann es sinnvoll sein, mit einer außenstehenden Person an dem Thema zu arbeiten. Möglicherweise hilft es dir, wenn du erst einmal erfährst, wie es sich anfühlt, wenn eine andere Person dir gegenüber mitfühlend ist.
Solltest du Unterstützung brauchen, schreib mir gerne eine Nachricht.